Verdauungsschnaps

[Jemand]

Hallo Engelbert,

Ich habe gestern dein Likörchen fertigt gestellt. Schmeckt hervorragend!
Den Ansatz habe ich mit 70%igem gemacht und dann gestern mit Läuterzucker runtergemischt.
Leider ist er jetzt nicht mehr schön klar sondern ist trüb geworden. Kannst du dir das erklären?

[Jemand]

Hallo Christian ,

hm, so spontan nicht! Aber was ist denn "Läuterzucker"? Den kenne ich garnicht!
Ich verwende immer nur den braunen Krustenkandis und habe nie einen trüben Likör gehabt.
Vielleicht sind es Zuckerkristalle vom "Läuterzucker"?
Meine Empfehlung: Lass den Likör (auch wenn es schwerfällt ) 3 - 4 Wochen ruhen ,damit sich das Trübe
absetzen kann und dann solltest du ihn noch 4 - 5 mal passieren. Wenn das nicht reicht, diesen Vorgang solange
wiederholen, bis er klar geworden ist. Alternativ solltest du parallel dazu nochmal einen ansetzen - aber dann
nach dem Original-Rezept .

Beste Grüße
Engelbert

[Jemand]

Läuterzucker verursacht keine Trübungen.
Ich nehme an die Trübung ist aufgetreten als du von 70% auf Trinkstärke verdünnt hast, oder?
Dies ist ein Zeichen dass sich im 70%igen zu viele aromatische Öle gelöst haben, die durch den verdünnten Alkohol nicht mehr gelöst werden können. Da du schon gezuckert hast, ist eine Filterung nicht mehr möglich.
Oft hilft es den trüben Alkohol einige Wochen ruhig bei Raumtemperatur stehen zu lassen. Durch die Zeit lösen sich die aromatischen Öle wieder. Was ungelöst bleibt sollte sich als Ölschicht oben absetzen und kann eventuell mit saugfähigem Papier abgenommen werden.

[Jemand]

Und die Moral von der Geschicht?
Vom Original-Rezept abweichen, lohnt sich nicht !

Beste Grüße
Engelbert

[Jemand]

Stimmt schon ein wenig. Erprobte Rezepte bieten Sicherheit.
Aber durch probieren und Fehlschläge lernt man halt viel.
Man sollte immer beides im Auge behalten.

[Jemand]

Das liest sich alles sehr interessant und wenn ich mal dran Denke was um die Feiertage wieder so abgeht in Sachen Völlerei ist das bestimmt eine Option.
Nur Ihr kennt mich ja "Ich mache mir nicht viel aus wenig Alkohol" und solche Kräutersachen mit Zucker sollte "Mann oder Frau" nicht zu viel Trinken das sind Erfahrungswerte die ich mir HART erarbeiten musste.
Da bleibe ich dann bei den farblosen Sachen die die Leber nicht sieht wie Kümmel, Wodka oder Korn, Obstler geht auch noch.
Nur gut das wir alle verschiedene Geschmäcker haben.
In dem Sinne Prost und bleibt Gesund "MÄDELS"

[Jemand]

Keine Panik wegen der Trübung. Das kommt von der Reaktion zwischen den positiv und negativ geladenen Ionen wenn man Hochprozentigen mit Zuckerlösung ( Leuterzucker ) vermischt.
Das beste Beispiel ist .... Raki.

In meinem Limoncello - Beitrag hatte ich schon darauf hingewiesen. Diesen Effekt nennt man Louche - Effekt.
Wenn du das mal googlest findest du eine Erklärung samt den chemischen Formelzeugs dazu

öffne diesen Link zu meinem Clip in YouTube, dieser zeigt es dir.


https://youtube.com/shorts/mok2UHm2g1s?feature=share

Mit filtrieren bekommst du das Getränk NICHT klar.
Milch wird auch nicht wässrigklar wenn du sie filtrierst.

Gruß, Jens

[Jemand]

Ich bin immer wieder begeistert was man hier alles lernen kann.
Ich hab eigentlich extra den 70%igen genommen, da sich hier eben mehr Geschmack lösen soll. Was zu Gerd's Erklärung passen würde.
Jens Video passt perfekt, so hat es ausgesehen. Nur nicht schön Gelb sondern Schlammgrün.

Das Gleiche ist mir übrigens beim Amaretto aus Zwetschgenkernen auch passiert.

Nichts desto trotz schmecken beide hervorragend, vielleicht sogar ein kleines bisschen besser als das Original
War nur ein Spaß, nichts ist so gut wie das Original!

[Jemand]

Christian
ist fast logisch dass der besser schmeckt, wenn mehr Inhaltsstoffe gelöst sind-
den Trub must du als" Spezialität " verkaufen- und schon ist alles gut.

[Jemand]

Christian
Manche Aromen lösen sich besser in Wasser, manche besser in mittlerer Alkoholstärke und manche bei hoher.
Die Öle lösen sich nicht in Wasser und sehr gut in Alkohol. Du holst also mit 70% deutlich mehr Öle, aber weniger von den wasserlöslichen Aromen.
Es hängt immer sehr von den Zutaten ab. Meist haben bei erprobten Rezepten die %% Angaben schon ihren Sinn. Aber experimentieren ist auch interessant.